Neuer Wohnungsmarktbericht veröffentlicht – Mieterverein sieht Handlungsbedarf

Die Stadt Bochum hat jüngst den Wohnungsmarktbericht 2020 vorgelegt, der den Zustands des Marktes Ende 2019 bewertet. Der Bericht stellt eine weitere Anspannung verschiedener Segmente des Marktes fest. Vor allem bei den preisgebundenen (insbesondere größeren) Mietwohnungen gibt es ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.

Der Mieterverein Bochum sieht sich bestätigt, dass das 2017 beschlossene Handlungskonzept Wohnen dringend der Überarbeitung bedarf. Es fehlen Maßnahmen zum Erhalt und zur Instandhaltung von Bestandswohnungen. Daher begrüßen wir die nun von der Stadt gestarteten Prozess zur Bewertung der praktischen Erfahrungen des Handlungskonzepts.

Beim Beschluss des Handlungskonzeptes hatten wir befürchtet, die Überbetonung des freifinanzierten Neubaus vernachlässige Maßnahmen zum Erhalt und Neubau geförderten Wohnraums. Der Verzicht auf Bestandsmaßnahmen hat einen Beitrag zur Anspannung gerade im preiswerten Marktsegment geführt. Die Mieten sind laut Mietspiegel in den vergangenen Jahren weit über der Inflationsrate und den Einkommen gestiegen.

Gleichzeitig sank die Zahl zur Verfügung stehender Sozialwohnungen von 13.474 2017 auf 12.712. Geplant war ein jährlicher Neubau von 200. 2019 lag die Zahl neu beziehbarer Wohnungen aber nur bei 47. Aichard Hoffmann kritisiert: “Die Sozialwohnungsquote bei städtischen Grundstücksverkäufen und der Aufstellung eines Bebauungsplans hat einfach zuviele Schlupflöcher. Erst bei Neubauten von mehr als 2000m² sind diese Quoten von 20 bzw. 30 % verpflichtend.”

Laut Wohnungsmarktbericht würde der Sozialwohnungsbestand ohne neue Bindungen in den nächsten 10 Jahren weiter zurückgehen – um etwa 25 %. Es müssten also jährlich 400 neue geförderte Wohnungen gebaut bzw. über Modernisierungsförderungen Mietpreisbindungen geschaffen werden.

Leider sind dem Wohnungsmarktbericht keinen Zahlen zu Abrissen, Leerständen in Wohnungen ohne Stromzähler, Aktivitäten zur Wohnungsaufsicht sowie zur Umwandlung von Wohnungen in Büros und Ferienwohnungen zu entnehmen.

Aichard Hoffmann erwartet eine andere Schwerpunktsetzung im überarbeiteten Handlungskonzept: “Ich erwarte durch Maßnahmen zur Instandhaltung und gegen Zweckentfremdung wichtigere und letztlich ressourcenärmer umsetzbare Erfolge beim Erhalt bezahlbaren Wohnraums.”

Der komplette Wohnungsmarkbericht ist hier zu finden.