Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag

Dass kritische Aktionär:innen, Mieterinitiativen und Mietervereine die Aktionärsversammlung börsennotierter Wohnungskonzerne nutzen, um gegen die Geschäftspolitik dieser renditeorientierten Großvermieterinnen zu protestieren, gibt es schon ein paar Jahre. In diesem Jahr wurde allerdings in Bochum eine neue Ebene des Protestes erreicht. Am Samstag zogen bis zu 500 Demonstrant:innen durch die Innenstadt und bis zur Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße.

Die meisten Teilnehemer:innen kamen von weit her: Berlin, Hamburg, sogar aus Schweden. Vonovia ist der mit riesigem Abstand größte Wohnungskonzern in Europa, besitzt 540.000 Wohnungen, überwiegend, aber eben nicht nur in Deutschland. Das Unternehmen hieß lange Zeit „Deutsche Annington“ und hat inzwischen auch große Konkurrenten wie Gagfah und Deutsche Wohnen geschluckt. Es ist börsennotiert, sogar ein DAX-Konzern, der mit hoher Wahrscheinlichkeit heute in einer Woche auf seiner Online-Aktionärsversammlung beschließen wird, 1,3 Mio. € Dividende an seine Anteilseigner auszuschütten – das sind 46 Cent pro Euro Mieteinnahmen.

Die sprudelnden Gewinne erzielt der Konzern vor allem durch Mieterhöhungen, sei es nach Modernisierungen oder einfach so. Außerdem ist er sehr kreativ beim Erfinden neuer Nebenkosten und hat das Geschäftsmodell entwickelt, durch eigene Tochtergesellschaften der Vermieterin-Mutter Dienstleistungen anzubieten, die dann mit Gewinnen in den Nebenkosten-Abrechnungen auftauchen.

Dagegen regt sich seit Jahren ständig wachsender Protest. „Keine Rendite mit der Miete“, „kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag“, vor allem aber „Vonovia enteignen“ lauteten die häufigsten Slogans. Die Demonstration mit Kundgebungen am Hauptbahnhof, am Dr.-Ruer-Platz und vor der Vonovia-Zentrale wurde unterstützt von den Teilnehmer:innen des 2. bundesweiten Mietenstopp-Gipfels, der an diesem Wochenende im Bahnhof Langendreer stattfand.