Kommentar: Wer stoppt den Niedergang des Uni-Centers in Bochum?

Das Bochumer Uni-Center erlebt seit Jahrzehnten einen Niedergang. Die Wohnungen werden nur notdürftig saniert, MieterInnen sind mit überhöhten Nebenkosten und gesundheitlichen Belastungen konfrontiert. Dazu hat unser Pressesprecher Martin Krämer einen Kommentar geschrieben, der zuerst in der Novemberausgabe des Straßenmagazin BoDo erschien.

Gehbehinderte Menschen kommen wegen defekter Fahrstühle oft nicht aus ihren Wohnungen. Die Ladenzeile strotzt vor Leerständen, selbst das städtische Bürgerbüro musste wegen Schimmelproblemen ausziehen – Folgen fehlender Investitionen. Heute wird das Center von der finanzmarktgetriebenen Immobilienfirma Aroundtown bzw. Grand City Property verwaltet.

Das internationale Projekt „Empower“ der Hochschule für Gesundheit hat diesen Zustand nachdrücklich am Ende eines Forschungsprojekts dargestellt. Dieses brachte nicht nur den Frust der BewohnerInnen ans Licht, sondern auch deren Rückmeldung, dort eigentlich gerne zu wohnen. Das Uni-Center entstand Anfang der 70er Jahre zeitgleich mit der Ruhr-Universität Bochum als deren urbaner Kern. Gedacht als Stadtteil der kurzen Wege mit autofreier Zone, bot es Wohnungen, Kino, Schwimmbad, Einkaufszentrum und Bürgerbüro – ein beliebter, belebter Wohnort.

Um den Niedergang aufzuhalten, haben Stadtverwaltung, Bezirksvertretung und Mieterverein wiederholt versucht, Verbesserungen zu erreichen. Der Mieterverein kann bei hohen Nebenkosten helfen, stößt aber an Grenzen, wenn die Hausverwaltung nicht reagiert oder Reparaturen verweigert. Offenbar macht das Unternehmen noch Gewinn, selbst wenn engagierte BewohnerInnen Mietminderungen durchsetzen.

Das Bündnis Pro Uni-Center, entstanden aus dem „Empower“-Projekt, verfolgt nun ein neues Konzept nach Kölner Vorbild: Dort gelang die erfolgreiche Rekommunalisierung einer Siedlung mit ähnlicher Geschichte. Das Uni-Center braucht dringend eine Grundsanierung, damit die 350 Wohnungen nicht unbewohnbar werden. Die Arbeitsgruppe kann sich vorstellen, das Areal zum Sanierungsgebiet zu erklären – mit besseren Möglichkeiten für Intervention und Förderung. Dass die notwendigen Sanierungen mit dem jetzigen Eigentümer gelingen, ist kaum zu erwarten.

Die Initiative hofft, dass die Kommunalpolitik diese Ideen aufgreift. Die Bochumer Stadtgesellschaft sollte sich den jetzigen Zustand des Uni-Centers nicht mehr leisten. Eine lebendige Zukunft für das runtergewirtschaftete Quartier direkt neben der Ruhr-Uni, der zentralen Einrichtung der Stadt des Wissens, sollte Motivation genug sein.