Kommunalwahl 2025: Wohnungspolitische Vorschläge des Mietervereins

Die Kommunalwahl in Bochum rückt näher. Am 14. September haben Sie die Wahl: Wer wird Bochums neuer Oberbürgermeisterin – und welche Partei soll den Kurs unserer Stadt mitbestimmen? Für uns im Mieterverein ist das ein guter Zeitpunkt, die Lage auf dem Wohnungsmarkt zu bewerten und Forderungen für bezahlbares Wohnen aufzustellen. Dazu haben wir Wahlprüfsteine aufgestellt, über die wir mit Ihnen und Kommunalpolitiker:innen diskutieren wollen.
Die Herausforderungen auf dem Bochumer Wohnungsmarkt haben sich laut dem Anfang des Jahres veröffentlichten städtischen Wohnungsmarktbericht weiter verschärft. Diese Einschätzung können wir aus der Beratungspraxis des Mietervereins bestätigen. Besonders betroffen von Wohnungsknappheit und hoher Mietbelastung sind Menschen mit geringem Einkommen sowie kinderreiche Familien. Das gilt umso mehr für Mieter:innen, die umziehen wollen oder müssen – denn die Angebotsmieten liegen immer häufiger beim Doppelten der Mietspiegelwerte. Das kann dramatische Folgen haben: Selbst bei Instandhaltungsstau, Schimmelbefall oder einer Trennung ist ein Umzug kaum mehr möglich.
Ein wesentlicher Grund ist der Rückgang bei mietpreisgebundenem Wohnraum. Obwohl rund die Hälfte der Bochumer:innen einen Anspruch auf eine Sozialwohnung hätte, gibt es nur noch gut 12.000 solcher Wohnungen – vor zwanzig Jahren waren es noch doppelt so viele.
Aufgrund der enormen Baukosten ist der Neubau aktuell keine entscheidende Lösung. In den kommenden Jahren ist mit wenigen Fertigstellungen zu rechnen. Zudem bewegen sich die Mieten im Neubau häufig zwischen 11 und 15 Euro pro Quadratmeter – für viele Haushalte unerschwinglich.
Eine weitere große Herausforderung in Bochum ist der hohe Anteil sanierungsbedürftiger Wohnungen. Gerade dort leben häufig Menschen mit niedrigem Einkommen. Durch die stark gestiegenen Energiepreise in den letzten Jahren hat sich die Warmmietenbelastung dieser Haushalte besonders verschärft.
Neues Handlungskonzept Wohnen
Im vergangenen Herbst hat der Rat der Stadt ein neues Handlungskonzept Wohnen beschlossen, das auf die genannten Entwicklungen reagiert:
– Die Bestandsentwicklung wurde in den Fokus gerückt. Bochum soll endlich eine Wohnraumschutzsatzung erhalten (siehe dazu den Artikel „Entwurf für Wohnraumschutzsatzung im Rat“).
– Die Quote für den geförderten Wohnungsbau wurde erhöht.
– Neubauvorhaben sollen künftig bevorzugt auf bereits erschlossenen Flächen stattfinden.
Diese Maßnahmen werden vom Mieterverein begrüßt. Sie reichen jedoch nicht aus, um den Wohnungsmarkt nachhaltig zu entspannen und allen Bochumer:innen eine bezahlbare Wohnung zu ermöglichen. Der Mieterverein hat daher weitergehende Vorschläge formuliert.
Wohnungsbestand erhalten
Aus Sicht des Mietervereins muss das zentrale Ziel der Wohnungspolitik in Bochum sein, bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen zu sichern. Dafür braucht es insgesamt mehr Wohnungen, einen höheren Anteil an günstigen Mieten und eine bessere Instandhaltung des bestehenden Bestands.
Die Zahl nutzbarer Wohnungen lässt sich eher durch Sanierung leerstehender Objekte, geförderte Modernisierungen und Aufstockungen steigern als durch Neubau. Besonders wichtig ist der Umgang mit Wohnungen in schlechtem energetischem Zustand, teils sogar mit Leerstand.
Damit die geplante Wohnraumschutzsatzung wirksam werden kann, ist eine bessere personelle Ausstattung der städtischen Verwaltung unerlässlich.
Zunehmend gibt es in Bochum Wohnungen mit massivem Instandhaltungsstau, die noch vermietet sind, aber vom Leerstand bedroht werden. Je länger Missstände andauern, desto größer ist die Gefahr, dass ganze Gebäude verfallen, als Schrottimmobilien Probleme verursachen und schließlich abgerissen werden müssen.
Hier spielt die städtische Wohnungsaufsicht eine zentrale Rolle. Gelingt es der Stadt, frühzeitig und systematisch einzugreifen, können Leerstand und Instandhaltungsstau besser bekämpft und langfristige Schäden verhindert werden.
Besonders betroffen sind private Eigentümer:innen, die häufig finanziell oder organisatorisch überfordert sind. Eine intensive Beratung sowie Förderprogramme zur Sanierung oder ein städtisches Aufkaufangebot könnten hier Abhilfe schaffen.
Mehr bezahlbarer Wohnraum
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine zweite zentrale Herausforderung. Der soziale Wohnungsbau kann hier entscheidend helfen. Die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen muss deutlich steigen. Konkret fordert der Mieterverein mehr als 450 neue Bindungen pro Jahr.
Zentrale Akteure für bezahlbares Wohnen sind gemeinwohlorientierte Vermieter wie Stiftungen, Genossenschaften und insbesondere die städtische VBW.
Die VBW stellt schon heute den größten Bestand an Sozialwohnungen in Bochum bereit. Um dem Bedarf besser gerecht zu werden, schlägt der Mieterverein vor, den Bestand auf 20.000 Wohnungen, davon 10.000 Sozialwohnungen, auszubauen.
Dazu muss die Investitionsfähigkeit der VBW gestärkt werden. Der Mieterverein fordert daher seit Langem, die bisherigen Gewinnausschüttungen an Vonovia und den städtischen Haushalt zu beenden. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen durch die Wärmewende von zentraler Bedeutung.
Wärmewende sozial gestalten
Die Wärmewende – also die Umstellung auf energieeffizientere und klimafreundlichere Heizsysteme – ist nicht nur klimapolitisch notwendig, sondern auch ein wirksamer Schutz vor drastisch steigenden Heizkosten durch Gaspreise und CO₂-Abgaben. Besonders betroffen sind die zahlreichen Gebäude in Bochum mit schlechtem energetischem Zustand.
Darüber hinaus müssen die Heizkosten für Mieter:innen transparent aufgeschlüsselt werden, um übermäßige Belastungen zu vermeiden.
Wuchermieten bekämpfen
Immer mehr Mietangebote in Bochum liegen deutlich über den Werten des Mietspiegels. Bei mehr als 20 Prozent über dem ortsüblichen Niveau spricht man von Mietüberhöhung, bei mehr als 50 Prozent sogar von strafbarem Mietwucher. Solche überteuerten Neuvermietungen treiben den Mietspiegel weiter in die Höhe und beschleunigen den Preisanstieg insgesamt.